
Ein wichtiger Kongress
Schwäbisch Gmünd – „Christen an der Seite Israels“ – eine Vorgabe, die unter anderem von der deutschen Regierung als Staatsräson gesehen wird. „Wir stehen zu Israel“, ist seit dem Ausbruch des Krieges in Israel und dem Gaza-Streifen durch das Massaker am 7. Oktober unablässig zu hören. Doch nicht (nur) die dramatischen Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate waren der Anlass für den großen Kongress „Israel – Land der Zukunft, Land der Hoffnung“ auf dem Schwäbisch Gmünder Schönblick. Daniel Funk, Programmleiter des christlich-evangelischen Werkes und Mitglied des Organisationsteams, betont: „Unser Programm stand schon viel früher. Natürlich mussten wir es überarbeiten nach all dem, was passiert ist.“ Und die Entwicklungen zwangen den Schönblick zudem dazu, ein großes Sicherheitskonzept aufzustellen.
Daniel Funk zieht ein positives Resümee aus den vier Tagen, die er mit der Leitung einer großen Podiumsdiskussion am vergangenen Donnerstag begann. Als er sechs Israel-Experten auf die Bühne bat, hatte bereits Martin Scheuermann, Direktor des Schönblicks, den Kongress mit eindringlich christlichen Worten eröffnet: „Wir müssen solidarisch an der Seite unserer Freunde in Israel stehen. Das ist unsere Pflicht als Christen. Israel ist das Heilige Land mit einer über 3000jährigen Geschichte. Ich bin froh, glücklich und stolz, dass wir zu unserem Kongress über 800 Teilnehmer begrüßen können.“ Die Solidarität bekundete im Anschluss auch der 1. Bürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd, Christian Baron: „Ich bin ganz bewusst in diesem Jahr nach Israel gereist. Denn wenn nicht jetzt, wann dann brauchen die Menschen dort unsere Unterstützung? Ein Land, das seit Jahren gequält wird.“ Baron berichtete unter anderem davon, dass er die Israelische Warning-App auf seinem Handy installiert habe: „Allein heute erhielt ich zwölf Meldungen, dass Israel angegriffen werde. Ich musste die App inzwischen auf stumm schalten. Das macht einen selbst hier verrückt. Doch was müssen die Menschen vor Ort ertragen und in welcher Angst leben sie Tag für Tag?“, sagte er entsetzt.
Unter anderem die Angriffe waren auch Thema der Podiumsdiskussion unter der Leitung von Daniel Funk. „Jeden Tag sterben Menschen auf beiden Seiten. Doch wie kann ein Waffenstillstand erfolgen? Wann ist Israel bereit, einen Waffenstillstand einzugehen?“, fragte in seinem Referat Calev Myers, israelischer Autor und Rechtsanwalt. Und er gab die sofortige Antwort darauf: „Ein Waffenstillstand? Dann müssen zuerst die Geiseln freigelassen werden. Das Ende der Besatzung? Dann müssen zuerst die Geiseln frei gelassen werden.“ Er blickte auf unterschiedliche Stellen in der Bibel: „Schon hier ist von diesem Konflikt zu lesen, wie wir ihn heute erleben.“
In den folgenden Referaten und Seminaren blickten die Referenten ausführlich auf die Zeit nach dem 7. Oktober bis zum heutigen Tag. Doch der Kongress schaute auch tief hinein in die Geschichte Israels und den jüdischen Glauben sowie auf die Entstehung des Heiligen Lands. Daniel Funk erläutert, wie sehr das Programm immer wieder ergänzt und überarbeitet werden musste, wobei stets der christliche und biblische Blickwinkel zu sehen sei: „Natürlich hat uns die Aktualität nahezu überrollt. Im vergangenen Jahr im September veranstalteten wir den Kongress ‚Antisemitismus heute‘. Da kam die Frage auf: Ist ein solcher Kongress heute überhaupt noch nötig? Ist das Thema Antisemitismus heute noch so groß und bedeutsam?
Wenige Tage später, am 7. Oktober 2023, wurde jedem klar: Ja, das Thema ist riesengroß.“ Am 7. Oktober hatten Hamas-Terroristen den Süden Israels überfallen, über 1200 Menschen getötet und rund 200 Frauen, Männer und Kinder entführt. Noch heute sind viele von ihnen Geiseln irgendwo im Gaza-Streifen. Israel hatte daraufhin zunächst mit massiven Luftangriffen auf dieses Attentat geantwortet und marschierte mit Bodentruppen in den Streifen, am Mittelmeer gelegen, ein. Seither steht das Land im Krieg. Zuletzt war es zudem zu einer Zuspitzung der Situation im Norden gekommen, wo Israel immer wieder mit Luftangriffen der Hisbollah konfrontiert ist und dort mit unterschiedlichen Aktionen antwortet.
Auch in den Wochen vor dem Kongress stand dem Team viel Arbeit ins Haus, denn mehrere Referenten konnten Israel nicht verlassen, wurden Flüge aufgrund der sich zuspitzenden Lage mit dem Libanon zum Beispiel von der Lufthansa annulliert: „Das war nicht immer einfach“, so Daniel Funk, der aber schließlich ein sehr zufriedenes Fazit zog: „Mit über 800 Teilnehmern haben wir einen Kongress in einer Größenordnung wie selten zuvor erlebt. Dafür sind wir dankbar.“ Dies beweise, dass es eine große Solidarität unter den Christen in der ganzen Republik für Israel gebe. Der Schönblick als evangelisch-christliches Werk setzt sich seit vielen Jahren für Juden in Deutschland ein und zeigt seine Solidarität Tag für Tag gegenüber dem Heiligen Land.
Für den Schönblick war der Kongress eine Herausforderung. „So sehr wir es uns auch gewünscht hätten, dass der Israelische Botschafter Ron Prosor zu uns gekommen wäre, so sehr waren wir auch froh, dass er nur per Videoschalte zu uns sprach. Das Sicherheitskonzept wäre ansonsten so groß geworden, wie es auf dem Schönblick erst einmal sein musste: als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel bei uns zu Gast war.“ Mehrere Polizisten in Zivil hatten dennoch während den vier Tagen alles im Blick. Es kam zu keinerlei Außergewöhnlichem. „Unser Konzept hat funktioniert“, so Daniel Funk. Die große, viertägige Veranstaltung endete mit einem gemeinsamen Gottesdienst mit der Predigt „Zukunft und Hoffnung – Gottes Perspektive für Israel“ am Sonntag. Und für Martin Scheuermann und Daniel Funk mit der Gewissheit: „Wir müssen weiter zeigen, wie wichtig uns die Freundschaft zu Israel ist.“